Das
mit den verschlossenen Türen ist offenbar ein Dauerbrenner, denn auch bei unserer Palmsonntags-Pilgertour standen wir vor verschlossener Türe. Und zwar vor der Kapelle St. Koloman bei Weipertshausen
hoch über dem Starnberger See. Allerdings tröstet an diesem zauberhaften Ort die überwältigende Aussicht über die fast vollständigen Bayerischen Alpen über das Besichtigen des Inneren des
Gotteshauses wirklich hinweg!
Auf der Bank vor der Kirche wurde gerade Platz, den wir dann für die nächste Stunde mindestens besetzten und einfach nur Sonne, Brotzeit und Aussicht genossen. Es ist tatsächlich ein besonderer
Platz, vermutlich ein uralter Kult-Ort, an dem die Zeit still zu stehen scheint. Hinter der Kapelle Bodenunebenheiten und Baumriesen, der Hügel auch irgendwie geformt wie durch Wallanlagen… Was
hier wohl vor der christlichen Zeit war?
Und wer dann darauf kam, den Platz dem heiligen Koloman zu weihen, jenem fast ganz im Dunkel der Zeiten verschwundenen irischen Königssohn, der vor über 1000 Jahren auf einer Pilgerreise nach
Jerusalem in Niederösterreich den Märtyrertod erlitt? Er war wohl wegen seines fremdartigen Aussehens für einen Spion gehalten worden. Ein Anlass, darüber nachzudenken, wie schnell auch in
unserer Zeit Menschen wegen ihres Aussehens oder ihrer Fremdartigkeit schlecht behandelt werden… Hierzulande sind Koloman nur wenige Kirchen geweiht, ganz im Gegenteil zu dem Landstrich seines
Martyriums, wo das berühmte Kloster Melk sein Grab birgt. Warum aber hier? Kommt das Patrozinium vom altverbrieften Flurnamen Kohlmannsfeld – oder ist die Benennung anders herum geschehen, weil
der spätere Heilige hier vorbeikam?
Vermutlich werden wir die Antwort auf diese Fragen nie erfahren. Aber egal. Wir tanken hier alte Urkräfte, nehmen auf unseren weiteren Weg die königliche Aussicht mit – und die Gedanken an einen,
der sein Pilgern mit dem Leben bezahlen musste, nur weil er „anders“ war.