· 

Markierungen

Schon am Frühstückstisch beschäftigte uns das Thema, als unsere Gastgeber Maura und Leo darüber klagten. Ihre vor drei Jahren mühsam selbst entworfene und mit blau-gelb markierte Ersatzroute von Florenz nach Pontassieve für diejenigen Pilger*innen, die unsere eher sportliche Route über das Bergkloster Incontro am ersten Pilgertag zu stressig fanden, war nun aus Gründen der toskanischen Einheitlichkeit mit rot-weißen Schildern versehen worden. Wir sind gespannt, wie das in Umbrien und Latium gehandhabt wurde oder wird – klar ist rot-weiß die auch bei uns verbreitetste Farbe, stand aber in Italien bisher bei spirituellen Wegen im Schatten von „giallo-blu“. Morgen beim Netzwerktreffen in Latium sind wir jedenfalls auf alles vorbereitet.

Nach einem herzlichen Abschied machten wir uns nun auf den Weg, um unsere erste Korrektur beim Track zu finden und nachzuwandern. Beate, die wir vom Olavsweg 2019 kennen und die uns letztes Jahr im Herbst virtuell auf ihren Franziskusweg mitnahm, hatte uns damals schon fast live und gestern noch einmal zusammengefasst alle Stellen u.a. mit Handlungsbedarf für uns mitgeteilt. Deren erste war bei Etappe 2 vor Diacceto, wo sie in den Weinbergen unterhalb der Landstraße gehen durfte und sich damit ein etwas staubiges Stück ersparte. Doch – o Wunder – der Weg war wie immer, als wir dorthin kamen. Überrascht genossen wir das bei ausgekehrt blauem Himmel einfach großartige Panorama – und überlegten uns ein neues Ziel. Beate sei Dank, wir lasen von einer Hangrutschung bei Camadoli und fehlenden Markierungen auf dem Weg zur La Casella. Das Camadoli-Problem vertagten wir bei der Aussicht vom Consumapass, die uns zeigte, dass auf den Bergen rund um diese Einsiedelei wohl heute Nacht Schnee gefallen war. Unsere Sommerreifen sagten also ein klares Nein.

Also auf nach Chiusi della Verna! Die unzähligen Kurven auf der schmalen Straße waren irgendwann überwunden und wir konnten unser Auto an einem Picknickplatz gut abstellen. Kurz bergab, ein großer Tritt über einen Bach, und aufwärts ging es in Richtung der Einsiedelei, an der sich Franziskus nach seinem letzten Besuch auf dem La Verna tränenreich von diesem seinem Lieblingsort verabschiedet hatte. Beate hatte geschrieben, dass wegen einer Schlägerung wohl die markierten Bäume entfernt worden waren – aber wo nun genau? Nach ein paar WhatsApps in die und aus der Steiermark hatten wir die besagten Stellen entdeckt: Tatsächlich war aus dem beschaulichen kleinen Pfad durch die Macchia ab einer bestimmten Stelle ein breiter Wirtschaftsweg mit tiefen Furchen geworden, ganz ohne Markierungen! Unsere Farbdose mit Signalrot kam zu ihrem ersten Einsatz, Pfeile und Taus gemalt und Steine mit den neuen Zeichen an die entscheidenden Stellen gelegt. Nach positivem Feedback von Beate machten wir uns zufrieden an den Abstieg. Leider hatte diese Arbeit so lang gedauert, dass wir die zur Andacht um 15 Uhr läutenden Glocken von La Verna bereits jetzt hörten und damit noch einmal unser Programm änderten:

Weit war es ja nicht mehr zur nächsten Problemstelle von Beate, nach Caprese Michelangelo, wo sie damals dank übermäßiger und fatalerweise in verschiedene Richtungen weisender Markierungen gar nicht mehr wusste, wohin sie aufbrechen sollte. Tatsächlich standen auch wir ziemlich ratlos vor den auseinander weisenden Schildern, von denen im Zentrum des Orts keine in die Richtung wies, in die unser Weg führt. Wir irrten ein wenig herum und kamen zu dem Schluss, dass alle neuen Schilder blödsinnig waren und nicht zu unserem schönen Weg auf dem Höhenrücken des Monte Fungaia führen konnten. Das kommt nun so in aller Deutlichkeit in die neue Auflage und auf unsere Homepage!

Leicht ernüchtert von diesem Schilderchaos schaukelten wir die zahllosen Kurven wieder nach Chiusi zurück, ließen uns von unseren Weg kreuzenden Wildtieren wieder aufbauen und kamen gut gelaunt in unserem Quartier in Stia an, das wir nun auch in unsere Übernachtungsinfo einbauen werden - direkt am Hauptplatz des schönen Städtchens, sauber und mit allem ausgestattet, was man so braucht. Nur zur abendlichen Pizza mussten uns noch - diesmal aber ganz andere - Markierungen leiten!

 

Kommentare: 1
  • #1

    Wolfgang (Montag, 11 April 2022 19:20)

    Dann hoffen wir mal, dass das Markierungs-Chaos nicht zum Dauerbrenner in diesem Blog wird!