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Pilgern auf dem Olavsweg

Nachdem es schon vier Jahre her war und wir immer öfter von den Pilgerzentren in Norwegen darauf aufmerksam gemacht wurden, dass sich – speziell während, aber nun auch nach der Pandemie – etliches geändert hatte, machten wir uns sofort nach dem bayerischen Schuljahresende auf den Weg nach Norden. Im Gegensatz zum letzten Mal legten wir die Strecke nach Oslo aus Zeitgründen mit dem Flugzeug zurück, was natürlich auch den Spannungsbogen beinhaltete, ob angesichts der Personalknappheit und der Streiks alles glatt gehen würde. Sicherheitshalber nutzten wir sogar den Vorabend-Check-In, waren dann aber doch wirklich erleichtert, als in Oslo-Gardermoen all unsere Rucksäcke und Koffer dann auch tatsächlich auf das Gepäckband purzelten.

in Oslo
in Oslo

 

So konnte es losgehen. Nach einem Tag Oslo mit DNT-Shop und ein paar Schönwetter-Fotos aus der Stadt ging es mit unserem Elektroauto nach Lommedalen, wo eine bislang unbekannte Unterkunft und ein paar Wegänderungen auf uns warteten. Beides überzeugte uns nun aber nicht, so dass der erste Eindruck ein eher frustrierender war. Was uns aber aufheiterte: Wir erwischten den letzten Tag der Öffnungszeit der Bønsnes Kirke, wo uns ein liebenswerter Student diese alte, in ihren Ursprüngen vielleicht tatsächlich auf König Olav zurückgehende Kirche nahe brachte. Dieses sonntägliche Erfolgserlebnis nahmen wir dann gleich mit und starteten zu den Schwesterkirchen von Granavollen, die wir letztes Mal ja auch nur geschlossen erreicht hatten. Auch hier Freude und Staunen über wunderbare mittelalterliche Steinbaukunst! Nun ging es aber auch ans Pilgern, da sich ein Teilstück von Jevnaker verändert hatte. Unsere Vorfreude wich leider allerdings wieder einer kleinen Frustration, denn schöner ist der Weg durch die Fertigstellung der Autobahn leider nicht geworden, sondern geht jetzt sehr lang neben dem Zubringer her. Naja! 

Gapahuk am Einafjord
Gapahuk am Einafjord

Tags darauf fuhren wir zum Einafjord, wo wir ja vor vier Jahren eine Gefahrenstelle ausgemacht hatten, von der wir hofften, dass sie nun auch bereinigt worden wäre. Falsch gedacht – weiterhin kreuzt der offizielle Olavsweg eine autobahnähnliche Straße! Allerdings findet wohl auch eine Abstimmung mit den Füßen statt, und wir konnten mit Genugtuung feststellen, dass unserer Alternative bestimmt schon Tausende Pilgerfüße gefolgt  waren. Zufrieden, auch damit, ein schönes Gapahuk entdeckt zu haben, konnten wir unsere kleine Wanderung hier beschließen und ein neues Pilgerdomizil besichtigen. Danach ging es auf die andere Seite des Mjøsasees nach Rudshøgda. Auch dort gab es etwas Neues zu fotografieren, auch wenn der Weg zum Prøysenhuset sich nicht verändert hatte. Doch bei Regen und mit zahllosen Himbeeren am Rand kannten wir ihn ja noch nicht…

Ein weiterer Wegabschnitt vor Lillehammer war allerdings wieder enttäuschend, da auf die Straße verlegt.  Entschädigt wurden wir durch eine wärmende Suppe unserer Gastgeberin Angelika in der Olympiastadt von 1994 – ein neues und sehr empfehlenswertes Quartier für zwei Pilger!

Auf ins Gudbrandsdalen! Etliche Neuheiten warteten nun in den beiden Tagen dort auf uns - die Umgehung des Hofes Rinddal und eines neuen Grundstückes hinter Kvam, moderne Kunst an den Tankeplassen von Stalsbergvea und Høgkleiva, ein hergerichteter Freiluftaltar und Meditationsort beim Kjørkehaugen und jede Menge Umdenken angesichts der veränderten Unterkunftssituation. Zwei neue Wegabschnitte erfreuten aber besonders unser Herz: zum einen war die letztes Mal einsturzgefährtdete Rolla Bru nun durch eine parallel zu ihr aufgebaute Ersatzbrücke zu umgehen (und nicht mehr auf der Autobahn) und zum anderen war die schwierigste Olavsweg-Passage zwischen Dalum und Varphaugen um einige Höhenmeter tatwärts verlegt und dadurch entschärft worden.  

Die Kirche in Dovre
Die Kirche in Dovre

Nach unserem Aufatmen wegen der nun möglichen Marcigliana-Durchquerung am Franziskusweg kurz vor Rom war das die zweite echte Befreiung für mitfühlende Autoren! Da spielte es keine Rolle, dass es an diesem Tag wie aus Eimern schüttete – wir waren trotzdem guter Dinge, als wir in Dovre ankamen. Hier wie auch in Vinstra davor hatten wir außerdem auch neue und schöne Quartiere für Pilger aufgetrieben und freuten uns sehr über unsere Erfolge! In Dovre sperrte uns am nächsten Vormittag sogar der Ehemann der Pfarrerin die wunderschöne Kirche auf.  Danach gings auf das Fjell – wie letztes Mal schon sturmumtost und etwas unwirtlich, aber landschaftlich wieder wunderschön! Wir registrierten den Umzug des Pilgerzentrums in die Eysteinkyrkjia und waren fast ein wenig erstaunt über den Andrang. 

Nørgar Voll
Nørgar Voll

Weiter ging es ins Sør Trøndelag, und zwar nach Nørgar Voll zu unseren Freunden Magni und Joar, auf die wir uns schon die ganze Zeit gefreut hatten. Herzliches Wiedersehen mit den beiden beim besten Lachsgratin der Welt und Waffeln mit Moltebeeren läutete praktisch schon den Urlaub ein, da es für uns am nächsten Tag nicht mehr viel zu tun gab: Joar zeigte uns eine kleine Wegänderung und eine wunderschöne neue Herberge in Meldal, den Rest – also die Führung durch den Tante-Emma-Laden, die Rennebu Kirke, zum Toteisloch und zum Husmannsplassen Uleberget – kannten wir schon, genossen aber die Begeisterung Joars für seine Heimat erneut aus vollen Zügen.

 

Als wir uns dann tags darauf verabschiedeten und in Richtung Atlantik zu unserem Urlaub in Fjord-Norwegen aufbrachen, ließen wir nicht nur abwechslungsreiche Tage am Olavsweg hinter uns, sondern besonders unseren Freunden und uns den Trost und die Zuversicht, bald wiederzukommen.   

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Kommentare: 1
  • #1

    Beate (Montag, 29 August 2022 07:26)

    ...ein Bericht, der mir Lust macht, diese Route ABERMALS zu gehen, die "NEUerungen" machen NEUgierig!
    Norwegen ♡