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"Kleben vor dem Regen"

"Kleben vor dem Regen"

war heute unser Motto. Dazu mussten wir erstmal von Beatrice, unserer Lieblingswohnung in Latium und dem dazugehörenden Hund Abschied nehmen und weiter in Richtung Rom fahren. Zum Glück blieb heute am Feiertag das übliche Vororts-Verkehrschaos aus und wir kamen gut durch.

Allerdings erwischten wir schon ein paar Regentropfen auf der Fahrt, die das ja inzwischen saharastaubgefärbte Auto in eine Art vielgepunkteten Marienkäfer verwandelten und rötliche Streifen an den Rändern der großen Autofenster veranlassten, genau dort, wohin die Scheibenwischer nicht kamen. Als wir in Mentana ankamen, regnete es gerade nicht - und wir beschlossen, unser heutiges Arbeitsziel gleich anzusteuern: die Wege zwischen Mentana und der ja bis zum vorletzten Jahr nicht passierbaren Marcigliana. Letztes Mal hatten wir sie getrackt und im Buch auch schon beschrieben, heute sollten die Aufkleber hin. 

In vielen der gepflegten Gärten auf unserem Weg strahlten uns - das Himmelsgrau kontrastierend - Judasbäume an. Wir erinnerten uns an unseren Aufenthalt in Fara, wo uns vor 5 Jahren Stefano die Legende erzählte, dass sie immer an Ostern aufblühen, um ihrer Scham vor dem Verrat des Judas Ausdruck zu verleihen.

Noch etwas anderes baute uns sehr auf: Just da, wo es wegen des Verkehrs tatsächlich sehr schwierig gewesen wäre, eine Markierung anzubringen, leuchtete uns ein großes gemaltes Tau entgegen - da war schon jemand aktiv und hat uns entlastet. Auch sonst fanden wir immer mal rot gesprayte Marker auf unserem Weg durch die Hügel. Einigen Stellen taten aber doch noch unsere Aufkleber gut, die Gefahr, sich zu verlaufen, wird jetzt bestimmt deutlich geringer. 

Als wir die Stelle erreicht hatten, wo unser Weg mit der Via Francigena di San Francesco zusammenläuft, konnten wir dann schon unser Tagwerk beenden und uns auf den Weg in das Hotel in Mentana machen, das wir schon seit Beginn unserer Franziskusweg-Recherchen "im Programm haben". Letztes Mal durften wir die Chefin Ingrid kennenlernen - und jetzt wohnen wir für zwei Nächte in dem schönen modernen Anwesen. 

Zu unserer großen Freude hatte das Hotelrestaurant seine Mittagsöffnung bis 15.30 Uhr verlängert, und so setzten wir uns in den überdachten Gastgarten zwischen dutzende ziemlich lautstarker italienische Großfamilien, so dass wir vom Kellner nur verstanden, dass er uns eine typische römische Vorspeise bringen will. Okay, gern. 

Warme frittierte frische Artischocken erschienen wenig später mit unseren Getränken, sagenhaft gut!!

Danach gab es auch noch leckere Primi mit der bei uns beiden üblichen Aufteilung: für Walter mit Fleisch, für mich mit Fisch bzw. heute Scampi. Der Regen trommelte inzwischen gegen die Plastikplanen - und draußen war dann ein kleiner Sprint zu unserem Hoteleingang notwendig, um nicht komplett nass zu werden. 

Nun genießen wir einen ruhigen Nachmittag und planen den morgigen Rom-Tag. Pflicht ist die neue historische Streckenführung über den Ponte Nomentano (darauf hatte mich nach den letzten Recherchen ein römischer Vermieter aufmerksam gemacht), da hier wohl auch der mittelalterliche Zugang zur Stadt war, wenn man aus Nordosten kam wie Franziskus. Danach werden wir die Stadt genießen - und uns dann an unserem letzten Latium-Abend mit einigen Bekannten der Rete associativa della Via di San Francesco treffen.

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